FAMILIE STERN

Selma, Seligmann und Elfriede Stern lebten in einem Gründerzeitmietshaus im Frankfurter Nordend in der Kantsraße 6.

Selma Stern geb. Erlanger, geb. 1879,  stammte aus Offenbach, Seligmann Stern, geb. 1872,  kam aus Wachenbuchen, einem kleinen Ort im Main-Kinzig-Kreis. 

Die Tochter der beiden, Elfriede, kam 1914 zur Welt. 

Seligmann, Selma und Elfriede Stern

Seit wann die Sterns in der Kantstraße wohnten und warum sie nach Frankfurt gezogen sind, ist leider nicht bekannt. Möglicherweise wegen verwandtschaftlicher Beziehungen: nur einen Steinwurf entfernt, in der Herderstraße, wohnte Jeanette, die Schwester von Seligmann Stern. Sie lebte dort mit ihrem Mann, dem Schneidermeister Eugen Weiss, und der gemeinsamen Tochter Martha.

Das Haus Kantstraße Nummer 6 wurde später ein sogenanntes Judenhaus, in das jüdische Mitbürger*innen vor ihrer Deportation zwangsweise eingewiesen wurden.

Neben den Sterns lebten dort noch weitere 18 Männer, Frauen und Kinder, die allesamt deportiert und umgebracht wurden. Der jüngste war Siegfried Weißmann, der mit elf Jahren in Auschwitz starb. 

Selma Stern wurde im Juli 1941 verhaftet, sie hatte versucht, ihr Geld vor dem Zugriff der Nazis zu retten. Sie sollte nämlich eine „Judenvermögensabgabe“ von fast 7000 RM entrichten. 

Nachdem ihre in Berlin lebende Schwester eine Kaution gestellt hatte, wurde Selma Stern im September 1941 aus der Haft entlassen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Im Sept. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 19.3.1944 starb. 

Seligmann Stern hatte im 1. Weltkrieg gekämpft und sich mit Malaria infiziert, er war seit Jahren schwer krank und pflegebedürftig. Als seine Frau in Haft war und er selber den Schikanen der Gestapo ausgesetzt war, sah er für sich keinen Ausweg mehr und nahm sich am 7. Juli 1941 das Leben. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Jüdischen Friedhof an der Eckenheimer Landstraße. 

Für das Ehepaar Stern wurden im September 2012 Stolpersteine verlegt. Bei der Verlegung anwesend war ihr Enkel Yoram Knopp, der mit seiner Frau aus Israel angereist war. 

Elfriede Stern konnte 1935 gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Walter Knopp nach Palästina fliehen.  Dort nahm sie den Vornamen Dina an. Walter Knopp stammte aus Berlin und war 1924 schon einmal für eine längere Zeit in einem Kibuzz in Palästina gewesen, kehrte aber zwischendurch wegen einer Typhuserkrankung nach Deutschland zurück. Knopps betrieben später eine Wäscherei in Tel Aviv, sie hatten zwei Söhne. 

Auch für Elfriede Knopp wurde im Juni 2019 ein Stolperstein verlegt, bei dieser Gelegenheit war Yoram Knopp, der in Rishon LeZion bei Tel Aviv lebt, wieder zu Besuch in Frankfurt. 

(c) Helga Irsch-Breuer